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Peavey Pro-15  MK 1  4 Ohm  - Modifikationen
©  Bernhard Bornschein

  Foto : thomann
  Durch  den  Ausfall  des  Hornes  in einer  unserer  beiden  Peavey Pro-15  bekam ich die Gelegenheit mir diese  Box mal von innen  anzuschauen . . .
 
Zunächst einmal lässt sich Horn nur mit erheblichen Kraftaufwand vom Treiber abschrauben - das sitzt  fest  wie geklebt. Mit viel Mühe und noch mehr Kraft - nachdem feststand, das es wirklich ein Gewinde ist - ging es dann irgendwann ab. Man kann das Teil ja auch nicht richtig anpacken. Das Treiber-Gewinde und das Innengewinde vom Horn  oxydieren  zusammen und sind fest - auch etwas Fett hilft nicht - wie sich später zeigte.
Es war auch nicht klar, welcher Treiber wirklich eingebaut ist und ob eine  Reparatur  des Hornes möglich ist und  nicht  zu  teuer  wird.
Nach entsprechender Recherche im Netz weiss man mehr . . .
 
Bei Peavey nennen sie den Horntreiber : '14XT-Driver'.
Das Horn selbst trägt die Bezeichnung : CH-3R 
Die Öffnungswinkel : 90° Hor. * 45° Vert.
Die untere Grenzfrequenz : 1200 Hz
 
Mechanisch ist die  Peavey Pro-15  Mk1  wirklich  stabil  aufgebaut.  Das Hauptgehäuse aus Pressholz-Platten , die Schallwand  aus Schichtholz.  Durch das mit  Filz  beklebte Gehäuse, Frontgitter aus Metall, gute Griffschalen, Standard-Stativflansch und Speakon-Anschlüsse, ist diese Box  wirklich  Roadtauglich.
Elektrisch,   Filter-Technisch  jedoch  spartanisch  - wie das in diesem  Preissegment  offensichtlich  so  üblich  ist.  Nur  die  allernötigsten  Bauteile  werden eingebaut, damit ein  günstiger Preis  herauskommen kann.  Wenn man bedenkt, das die  aktuelle  Version Pro-15 MKII  schon für 200 €  zu haben ist,  ist klar,  das man  mehr  nun wirklich  nicht  verlangen  kann.

Der Sound, . . . na ja . . . die Boxen  nerven  eben nach  einiger  Zeit - besonders - wenn man  anderes  gewohnt ist.  Der  aufdringliche  Mitten-Bereich, klirrende, zerrende Resonanzen.  Mit  je  einem Stereo-EQ  vor der Endstufe  lässt sich  immer  einiges  machen . . . Das Übel etwas entschärfen . . . gut wird es aber nicht.  Besser ist  natürlich, wenn man die Ursache  beseitigt  und  nicht  nur  die  Wirkung.

Mit  ein  paar  hochwertigen  Bautteilen mehr, und  etwas  'know how'  kann  die Qualität  eines solchen Produktes  jedoch  erheblich  aufgewertet  und eine  deutliche  Klangverbesserung  erzielt werden, wie sich auch  bei diesem  Projekt  wieder  zeigte. 
Der Treiber des  defekten  Mittel-/Hochton-Hornes  bekam ein  neues Diaphragma  und verhält sich  Hör- und Messtechnisch  besser  als  erwartet.  Ich mag  Hörner  im  Mitteltonbereich  im Grunde  nicht . . .  im  PA-Bereich  mit einzelnen  Lautsprecherboxen  allerdings  erforderlich - man will ja schließlich  eine  breite  Schallabstrahlung  haben - Fläche  beschallen.
 
Diese,  auf die Dauer  'nervig'  klingende Box  hat also durchaus  das Potenzial  zur  klanglichen  Aufhübschung.
 

 
Der 15 Zoll Bass-Lautsprecher ist ohne Tiefpass, also direkt an die Endstufe angeschlossen und bekommt somit das gesamte Frequenz-Spektrum des PA-Systemes  auf die Schwingspule. Das ist die  'Brutal-Methode'.  Ein 15-Zoller kann Mitten-Frequenzen nun mal überhaupt nicht gut abstrahlen - muß er hier aber, da das Horn erst ab seiner Eigenresonanz von 1600 Hz  Schall abstrahlen kann. Über ein 12dB/Okt. Hochpass  wird das Horn bei mehr als  3000 Hz angekoppelt.  Mit noch höheren Frequenzen kann das Bass-Chassis nun überhaupt nichts anfangen - außer sie in  Klirr-Verzerrungen  und  Wärme  umzuwandeln. Das ist aber für das ventilierte Chassis kein Problem.
Der 15 Zoll-Strahler muß also bis in den Mittenfrequenz-Bereich hinein laufen. Wenigstens ein 6dB-Tiefpass erwarte ich auch im Low-Price-Markt - nur eine Spule -,  damit der Lautsprecher Frequenzen oberhalb von 1000 Hz mit 6 dB pro Oktave weniger bekommt. 
 
Trotz  eines  Hochton-Schutzes  ist die Schwingspule des Hochtöners einer Box abgebrannt, was letztendlich diese Aktion hier ausgelöst hat. Ist wahrscheinlich ein 'Kaltleiter' dieses unbekannte Bauteil auf der Platine. Jedenfalls nutzt es wohl  überwiegend  nichts - zumindest in diesem Fall.

 
Irgendwann auf  Dauer zu laut  oder ein kurzes, fettes Feedback  mit einer mittleren Endstufe  im  Übungsraum  hat  hier  genügt . . .
Irgendwie muss man den Treiber jedoch vor Überlastung schützen, weil das auf Dauer in's Geld geht.
 
 
In einigen Foren lese ich auch : Hochtöner  hier kaputt,  da kaputt  und  die Box  ist  nicht  so  gut  .  Ja,   klar,  alles  hat  seinen Preis . . .

 
 
 
 
Analyse und Modifikation
 
Grundsätzlich baue ich individuelle 'Entzerrer' für jeden einzelnen Lautsprecher, den ich für  HiFi, PA- und Bühnen-Monitor-Systeme verwende. Zweck ist, dem frequenzabhängigen Anstieg der Impedanz der Schwingspule elektrisch entgegen zu wirken.  Das ist wichtig, damit  vorgeschaltete Filter - also die Frequenzweiche - eine  konstante Last  'sehen'  und die  berechnete Werte wie  Eckfrequenz und das  Übertragungsverhalten des Filters  überhaupt erst erzielt  werden kann. 
Die  meisten  winken hier ab und behaupten : Das hört man bei so hohem Pegel wie ihn eine Rockband erzeugt,  sowieso  nicht und  überhaupt . . .
Stimmt  im Grunde  nicht, auch wenn die Ohren  'dicht-machen' - so gut sie können - Millionen Flimmerhärchen werden aufgerichtet um  akustische  Energie  zu vernichten,  damit diese  weniger heftig auf  die Trommelfelle treffen.  Eine Selbstschutzfunktion des Körpers.  Da muß man sich über  ein paar  Verzerrungen mehr oder weniger keine  Sorgen machen . . ?
Ich finde schon . . .  
Ich  favorisiere jedenfalls  HiFi  und  High End  auch in der  Bühnentechnik.  Im Übungsraum höre ich diese Lautsprecher ja auch - meist bei  geringerem Pegel.  Es werden ja auch  'ganz normale'  Musik-CD's  gehört.  Das  Sax und die Querflöte  sollen möglichst  sauber klingen - warm und direkt - ohne zusätzliche  Resonanzen, Verzerrungen, Verfärbungen, die  den Sound  'hart  und  kratzig - klirrend,  näselnd'  machen.
Das ist für solch ein Gebilde  - '15 Zoller' mit Horn  - schon eine  gewisse  Herausforderung.
 
 
Der Impedanzgang des Bass-Lautsprecher
Die schwarze Kurve : Ohne  Entzerrer - Die rote Kurve : Mit  Entzerrer - Filter-freundlich linearisiert.
 
 
 
  Nur zwei Bauteile ergeben den Tiefton-Entzerrer     Die  Entzerrer-Bauteile  sind  direkt  am Chassis montiert -
  gehören  speziell  zu  diesem Chassis.
 
Ein  hochwertiger MKT-Folien-Kondensator und ein 10 Watt Widerstand werden verwendet um die unerwünschte elektrische Energie die sonst auf die Schwingspule kommen würde, nun am Widerstand in Wärme umzusetzen.
In diesem Fall habe ich einen preiswerteren, zementierten  10 W Drahtwiderstand  verwendet, wo ich sonst  MOX-Widerstände mit 5 W Belastbarkeit benutze. Ein 5 W-Widerstand genügt wahrscheinlich - habe ich noch nicht ermittelt . . .
Bei der Dimensionierung wird großzügig verfahren, da ja im  Band-Betrieb  entsprechend hohe Leistungen anliegen werden.
Der  Hersteller  gibt für die  Pro-15   250 Watt  als Mittelwert an - sowie  500 W  als sogenannten 'Programm-Pegel'. Das  sind  immer  relativ dimensionslose - meist übertriebene Werte . . . Meine  erste Frage  lautet immer :  Wie  lange  hält die Box das aus ?
 
Die Endstufe, die diese Lautsprecher  treibt,  kann z.B.  2 * 400 W  an  4 Ohm  liefern.  Das halten die Pro-15  im  'Band-Betrieb'  schon aus . . . im  'Disco-Betrieb'  mit  voll komprimiertem  Musiksignal  wird  es  für das  Mittel-Hochtonhorn  bestimmt  eng.
 
400 Watt an 4 Ohm bedeuten eine  Spitzenspannung  von 113 Volt  oder  40 Volt effektiv  und einen  Strom  von 10 Ampere  in der Spitze.
 
Damit dürfte auch klar sein, das Klinkenstecker und Buchsen in der Lautsprecher-Verkabelung nichts zu suchen haben. Über solch eine wackelige, vernickelte Kontaktfläche müssen 10 Ampere rüber !
Die  Pro-15  ist mit Speakon-Buchsen ausgerüstet und hat - zur Not - auch Klinkenbuchsen im Anschlußfeld.
 

 
Der Impedanzgang des Mittel-/Hochton-Hornes
Das Hochton-Horn : Schwarze Kurve : Ohne Entzerrer - Rote Kurve : mit Entzerrer
 
Im gleichen Maßstab geschrieben : Die Kurve verläuft zum Ende relativ flach und man müsste  nicht unbedingt  etwas machen - falls die Übernahmefrequenz  des Filters  weit genug von  der Eigenresonanz  des Hornes  entfernt ist.
Die Nennimpedanz des Horn-Treibers beträgt  8 Ohm. Bei 20 kHz sind es nur knapp 13 Ohm.
Damit das  Bass-Chassis  möglichst  wenig  Mittenfrequenzen  verarbeiten muss, lasse ich das Horn so tief wie erträglich arbeiten.  Zu diesem Zweck soll die im Resonanzbereich auftretende Impedanzspitze und die damit verbundene Schwingfreudigkeit des Antriebes bedämpft werden.  Der Strahler ist in diesem Bereich dann nicht mehr so laut und unangenehme Verfärbungen und 'näseln' werden leiser.  Beim  Testhören  zeigte sich, das das Horn durchaus brauchbar klingt - mit  Entzerrung  jedoch  wesentlich besser - viel sauberer - , der  Mehraufwand  lohnt .
 
Der Impedanzgang des  Mittel- / Hochton-Hornes  mit größerer Auflösung
Das Hochton-Horn mit anderer Skalierung : Schwarze Kurve : Ohne Entzerrer - Rote Kurve : komplett Entzerrt
 

Das  Entzerrer-Netzwerk  für das  Mittel- / Hochton-Horn  benötigt  drei  zusätzliche Bauteile,  die einen  'Saugkreis'  für 1,6 kHz  bilden.

 
 
     
     
Die Entzerrer-Bauteile wurden bei der ersten Box links oben im Gehäuse, nahe am Horn montiert.  Bei der zweiten Box wurde der Entzerrer neben dem Tieftonfilter montiert, was günstiger ist, weil man das Horn  nicht ausbauen  muß.  Außerdem ließ sich  auch bei der zweiten Box  das  Horn  nicht  vom Treiber  trennen.  Horn-Ausbauen  findet also  nicht statt . . .
Es wird eine Spule mit Eisenkern gewählt, weil sie etwas kleiner ausfällt und auch günstiger ist. Der Kondensator  im  Saugkreis  ist ein vorrätiger, billiger 'Tonfrequenz-Elko' der  zufällig  7,4 uF hat (4,7 uF steht drauf), was der  errechnete Wert  ist.  Es war noch ein zweiter 4,7 uF Elko im Vorrat, welcher 7,2 uF hat und für die zweite Box verwendet wird. Solche  minderwertigen  Bauteile  gehören grundsätzlich  nicht  in eine  PA-Box  dieser Leistungsklasse.  Als  Entzerrerbauteil  und weil Testaufbau, akzeptiere ich es  diesmal.  Elko's  sind  einfach zu schlecht, nicht präzise genug als Filter-Bauteil.  Die reale, erforderliche Kapazität an  dieser Stelle  wird  oft  auch  empirisch  beim  'Fein-Tuning'  ermittelt.   Als Widerstände benutze ich am liebsten Metalloxid-Schichtwiderstände (MOX)  mit 3 W, 5 W oder 10 W Belastbarkeit - statt  Drahtwiderstände - weil sie präziser sind und vor allem eine geringere Induktivität haben.  Je nach Einbauort und Anwendungszweck eben.
 
 
 
 
 
Das Filter wird entwickelt
 
Nachdem die Entzerrer dimensioniert und getestet sind, wird das Filter entwickelt.  Ein Tiefpass für den Bass-Lautsprecher, ein Hochpass für das Mittel-/Hochton-Horn.
Mittel- / und Hochtöner werden  mindestens  1 Oktave  oberhalb der Eigenresonanz  angekoppelt, um die entstehenden  Verfärbungen des Klanges  und den  Pegelanstieg  in diesem  Frequenzbreich  zu umgehen.  In diesem Fall : Resonanzfrequenz  = 1600 Hz  wird das Horn  ab  3200 Hz  betrieben.
Bei Verwendung der  originalen Luftpule  ergeben sich rechnerisch  3500 Hz - und das  passt. Die Spule bleibt somit und wird mit der Platine verwendet. Der originale Kondensator von  2,2 uF  wird durch einen  3,9 µF  MTK-Typ  ersetzt.  ( Die von Peavey haben das Filter offensichtlich für eine höhere Lastimpedanz  als  8 Ohm  berechnet. )  Das Horn der ersten Box  ist  also etwas tiefer angekoppelt als die zweite, wo der 2,2 uF erstmal zum Vergleich drinn'  bleibt.  Durch  Hörtest  wird entschieden - wie immer.  Wem nutzt  ein mathematisch  korrektes  Filter . . . 'Klang'  ist  nicht  berechenbar . . . Wenn man  beim Test-Hören  ein paar Meter von der Box weg - das Filter vor sich im Testaufbau hat - wird  auch immer  mit den  Bauteilen  experimentiert und improvisiert - je nach Erfahrung . . . wie beim Musik machen . . . und genau  das sollen die  Lautsprecher-Boxen  auch sein - musikalisch . . .
 
 
 
     
     
 

Die Anschluss-Platte wurde modifiziert. Die Platine an den Klinkenbuchsen an zwei Stellen  aufgetrennt und  anders  beschaltet. Dadurch ist  jeder Lautsprecher  direkt  an eine Klinken-Eingangsbuchse  geschaltet und  einzeln  erreichbar.  Das ist nur für die Testphase gedacht, bleibt jetzt so - beim Prototyp.

Für den 'normalen' Betrieb wird die Box  nur  über  eine  der  Speakon-Buchsen  mit der Endstufe verbunden.

Man könnte auch eine weitere Lautsprecher-Box an die zweite Speakon-Buchse anschliessen. Die Speakon-Buchsen sind parallel geschaltet. Dies darf jedoch nur geschehen, wenn die Endstufe genug Strom liefern kann, also Notfalls auch bis  2 Ohm herunter belastet werden darf.  Zusätzlich  angeschlossene  Lautsprecher-Systeme  sollten jedoch  mindestens  8 Ohm Nennimpedanz haben, um die  Endstufe  nicht  in  Schwierigkeiten zu bringen.  Am  besten, sie  schliessen  hier  keine  weitere  Last an - diese  4 Ohm  Version  der Peavey Pro-15  ist  Last  genug.
Das Messmikro ist mittig zwischen dem Bass-Mittelpunkt und dem Hochton-Strahler ausgerichtet.  Hier mir 'Rosa-Rauschen' gespeist, erkennt man deutlich, das das Horn  einiges  mehr  an Pegel  abstrahlt  als  der Tieftöner.  Zu  Hause  oder  im Übungsraum  'nervt'  so  ein  Lautsprecher . . . auf die Dauer.
Es  wird ein  3 dB Dämpfungsglied  vor das Horn  geschaltet.  Zum einen  senkt  das den Pegel ab - was den Sound  ausgewogener macht - zum anderen wird das Horn  besser vor  zu viel  Leistung  geschützt, weil ja  immer die  Hälfte  der  anliegenden Leistung  an diesem  Dämpfungsglied  'vernichtet'  wird.  Das ist  wie  eine  Lebensversicherung  für das  Horn.  Zunächst wird  das Dämpfungsglied  mit  je  zwei  5 Watt  Draht-Widerständen  aufgebaut,  um die  Wirkung  zu  testen.  Durch die  Parallelschaltung  verringert  sich die  Induktivität  der Drahtwiderstände,  die Wärme  verteilt  sich  besser - und man  trifft den  errechneten Wert  ziemlich genau.  In  HiFi-Lautsprechern  würde ich an dieser Stelle auch  Metalloxid-Widerstände (MOX) verwenden - hier genügen diese.
Nach  tagelangem  Messen  und  Hören . . . und  Ändern  und . . . Hören und Messen und Hören und Ändern,  entscheidet man sich endlich  für die günstigste  Variante. Die Bauteilewerte  stehen erstmal fest - hochwertige  Bauteile  werden beschafft. Die  0,47 mH Spule für das  Bass-Chassis  soll sehr  niederohmig  sein um Verluste zu minimieren - es fliessen schliesslich über 10 Ampere  Musik-Signal in den Spitzen.  Die  Folien-Kondensatoren  müssen entsprechend Spannungsfest und von bester Qualität sein.  Wenn schon, denn schon.
 
   
 
     
 
 
Die Gesamtschaltung der neuen Version : Peavey Pro-15
 
 

 
Die im  Original - nackten Innenwände - der Gehäuse sollen auch bedämpft werden - was sich akustisch günstig auswirkt.  Bei Bassreflex-Gehäusen wird das Dämfungs-Material nur an den Gehäusewänden angebracht, damit der Luftstrom zwischen Membran-Rückseite und den Bassreflex-Öffnungen nicht behindert wird.
 
     
 
     
  Es  werden  verschiedene  Dämpfungs-Materialien  verwendet, weil die  Restmengen  ja auch mal weg müssen . . .   Als erstes wird der Hornbereich mit einer Matte 'MDM-2 (Monacor)'  ausgelegt. Dazu muss die Matte geschlitzt werden, damit sie um den Hals des Hornes gelegt werden kann - bis oben an den Horn-Ausschnitt heran - rechts und links 'getackert' - hält.  Unten um die beiden Bretter, die das Horn halten, herum wieder zur Box-Oberseite.
Die zweite Matte wird für die zweite Box verwendet, damit diese möglichst identisch aufgebaut werden kann - für vergleichbare Hörtest's und Messungen - reproduzierbare Lautsprecher. 
Eine weitere Matte wird über den Rückwandbereich gelegt. Mit dieser 'Teilbedämpfung' wird erstmal weitergearbeitet, bis weiteres Dämpfungsmaterial verfügbar ist. 
 
 
Der Impedanzgang der gesamten, teilbedämpften Box
Schwarze Kurve : Ohne Dämpfungsmaterial (original Zustand) - Rote Kurve : Teilweise Bedämpft
 
Am Verlauf der roten Kurve kann man schon ein wenig die Wirkung der Teilbedämpfung sehen.
Die zweite Resonanz - die Eigen-Resonanz des 15" Chassis - ist bedämft, der Bereich von 700 Hz bis 2 kHz verläuft jetzt flacher. In diesem Bereich ist ja noch der Tieftöner zuständig, dessen  rückwärtige Schallenergie auf die  parallele Rückwand  trifft.
Bei 3 kHz liegen die Übernahme-Frequenzen der Filter vom Bass- und Mittel-Hochton-Lautsprecher. Das Impedanz-Niveau  erhöht sich auf  8 Ohm - entsprechen der Impedanz des Hornes.
 
Die Abstimmung des Bassreflex-Gehäuses
 
Die  Pro-15  ist nach dem Prinzip der 'Bassreflex-Box'  aufgebaut.  Der Vorteil  einer Bassreflexbox ist eine  kräftigere  Bass-Wiedergabe, da der  rückwärtige  Schall  der Membran durch die 'Reflex-Öffnung'  in den Raum gestrahlt wird - im Gegensatz  zu einer  geschlossenen  Box. 
 
Dieses mehr an Bass ist jedoch  nicht  unproblematisch, da Bassreflexboxen zum  'wummern'  neigen (Bummsbass)  falls sie  ungünstig  abgestimmt  sind.  Steht die Box dann noch in einer Ecke  oder hat  andere, einseitige begrenzende Flächen, wird es heftiger, da der Schall dadurch noch gebündelt wird.
 
Die  erste Resonanz  im Diagramm ist  die Resonanz  des Gehäuses  von 25 Hz  und ist  höher  als die  zweite Resonanz  (die Eigenresonanz)  des  Bass-Lautsprechers  von  85 Hz.  Idealerweise sollten  beide  Impedanz-Höcker  gleich gross  sein, um ein  gut  abgestimmtes System  zu haben.  Die  'Tuning-Frequenz'  der gesamten Box liegt genau  zwischen den beiden Resonanzen - hier bei etwa  45 Hz.  Durch  Erfahrung  erkenne ich, das die  Luftmasse im  gesamten  Reflextunnel  hier  zu gering ist - weil die  erste Resonanz  (Gehäuseresonanz)  hochohmiger  ist als die  Resonanzfrequenz des  Lautsprechers.  Es muss also  die  Öffnungsfläche  vergrössert  werden , oder die  Tunnel-Länge wird  erhöht - oder beides - bis es passt.
 
Unten am Gehäuse sind links und rechts je eine Bassreflexöffnung in die Schallwand geschnitten.  Durchmesser : 6,4 cm ; Tiefe : 1,4 cm - F = 32,15 qcm - ergibt eine Gesamtfläche von 64,3 qcm. Mit der Schallwandtiefe von 1,4 cm ergibt sich ein Gesamt-Volumen des Reflex-Tunnels  von 0,09 Liter. 
Die Fläche der Reflexöffnung kann leider nicht vergrössert werden, was in diesem Fall günstig wäre, da sie für eine 38 cm Membran schon etwas knapp für die zu bewegende Luftmasse ist.

Es gibt ein Reflexrohr im Handel, welches  gut  in die Reflex-Öffnungen  der Pro-15  passt : Das Rohr heisst  'BR50V/SW' .   Der  Filz  unter  dem Flansch  muss entfernt werden, damit  der Flansch  plan  auf der Schallwand  aufliegt.
Die  serienmässige Öffnung  ist jedoch  etwas  zu gross  für das BR50 - man kann es deshalb am Flansch  nicht  gut verschrauben  und  es wäre  undicht - was  nicht  sein  sollte.
Das  zum  BR50  gehörende  Verlängerungsteil - ein  60 mm Rohr  passt schon viel besser und  veringert  ausserdem den  Querschnitt des Reflextunnels  weniger.   Mit  einem  aufgeklebten  Klettband-Streifen  passt  es (zufällig)  stramm  in die Öffnung und kann zum Testen andere  Abstimmungen  sogar  wieder  gut  entfernt  werden.
 
 
     
Die Innenwände des Gehäuses  sind jetzt auch  vollstängig  mit  Dämpfungs-Material  verkleidet.  Es werden  Matten von Fa. Conrad ®  verwendet  : Ein Stück wird doppelt gefaltet und aufgerollt  geliefert.  Dieses Material ist aber  dünner  als das Visaton ® -Dämpfungsmaterial und wird  deshalb  doppelt  gelegt  benutzt.  An der  mittigen Faltung  geschnitten, hat man  doppeltes  Material  für beide  Seitenwände.  Eine  zweite  Rolle  ergibt  den  Boden, die Rückwand  und den  oberen Bereich,  wo auch die  Matte vom Horn endet.  Zwei weitere  kleine Stücke  bedecken den Innenbereich  rechts und links  vom  Horn.  Mit  einem  'Tacker'  wird  'hier und da'  das Dämpfungsmaterial  mit einer Klammer fixiert.
Hier sieht man, das die  Reflexöffnungen  etwas durch  Dämpfungsmaterial  verdeckt werden (sieht auf dem Foto schlimmer aus als . . . ).  Beim  nächsten  Öffnen der Box  wird das mit  weiteren 'Tacker-Klammern' beseitigt.  Die Reflexöffnungen müssen frei bleiben, damit die  Luft  ungehindert  strömen  kann.
 
Zwei  Reflexrohre  d = 6,0 cm   Länge = 5,0 cm  - das Gehäuse ist hier schon  komplett  bedämpft
Schwarze Kurve : Die  Reflex-Öffnungen  im Originalzustand - Die Resonanzen sind schon deutlich bedämft - gegenüber oben.
Rote Kurve : 2 Stück  6,0 cm  Rohr  je 5,0 cm lang
 
Über  die  Impedanzmessung  nähere  ich mich  Schritt für Schritt  dem  gewünschten  Impedanzverlauf.  -  So  soll  es  erstmal  bleiben.
 
Ansonsten  wird  natürlich  viel  Musik  gehört, denn letztendlich soll  die Box ja  brauchbar  klingen  und  nicht  nur  gute  Messwerte  liefern.  Man  hat da  so  seine  Test-CD's  mit Lieblings  Songs, wo  man  bestimmte, perfekte  Sound's  zur Verfügung  hat,  die sich bestens zum Testen von Lautsprechern  eignen.  Gern  nehme ich  'Sade'  deren  Stimme  hohe Anforderungen  an den  Mittel-/Hochtonbereich stellt.  Bassdrum  und  Bass-Gitarre  sind  hier  Fett  und  knackig.  Viel  anderes - Querbeet : Rock-/ Jazz-Gitarren, Saxophone, Flöten, Bässe  und  Drumset's.  Da die Box  während  der Entwicklung  in meinem  Zimmer  steht, höre  ich  'sie'  überwiegend - immer  in  Mono - klar - über  meinen  Messverstärker - eine  'konventionell'  aufgebaute  Transistor-Endstufe.  Sowohl  die  Übungs-Soundtrack's  für  die Band  als  auch  die  eigenen  Instrumente,  hinzu , wird  alles  vom  Mixer  auf  diese  Box  als  Monitor  gegeben.  Durch  langes  Hören  merkt  man eben am besten - wenn  irgend  etwas  ' Nervt ' .
 
 
     
 
Diese  Peavey Pro-15  'Nummer Eins'  geht  jetzt  wirklich  gut.  Es ist  angenehm  über sie  zu Hören und zu Spielen.  Die  eigene  Gitarre  oder der Bass  zu hause beim Proben klingen  so viel  näher und direkter - mit Live-Athmosphäre - gegenüber einer  'normalen  HiFi-Box'  die ich sonst  als  Monitor  benutze.

Noch  etwas  'Maniküre'  und ich nehme sie  wieder mit  in den Übungsraum.
 
 
 
 

 
Peavey Pro 15 - 2
 
Die  zweite  Box  wurde  zunächst  etwas  anders  aufgebaut.  Das Hochpaßfilter blieb wie es ist.  Rechnerisch ergibt sich mit  2,2 µF und 0,52 mH  eine  -3 dB  Eckfrequenz von 4710 Hz.  Das ist durchaus günstig, weil man gut  zwei Oktaven  von der Eigenresonanz-Frequenz des Hornes weg ist.  Dann lasse ich das 15 Zoll Chassis  eben etwas höher laufen - was bei einer solch großen Membran von 38 cm Durchmesser grundsätzlich ungünstig ist.  Es entsteht  noch mehr  'Beaming'  also die  axiale  Schallbündelung eines Lautsprechers mit steigender Frequenz.  Möglicherweise  ist das  aber trotzdem  günstiger, als  das Horn  tiefer  arbeiten  zu lassen, womit  man  der  'verfärbenden'  Eigenresonanz  näher  kommt.
Zur Erinnerung :  Im  original  Zustand  der  Peavey Pro-15  gibt es  keine  Filterung  des  Tiefton-Bereiches.  Der  Tieftöner  bekommt das  gesamte  Audio-Spektrum  auf die Schwingspule !  Das geht ja nun gar nicht.  Ich  werde  hören,  welches der  beste Kompromiss ist.  Dabei  sollte  man sich immer  viel  Zeit  lassen . . . 
Die  nächst  kleinere  LC-Kombination  für das Tiefpassfilter  des 15 Zoller's  wäre laut Tabelle : L=0,39 mH und C=10 µF  und ergibt  eine Eckfrequenz von 2500 Hz.  Eine vorhandene Spule aus 1 mm CuL wird zum Test verwendet.


 
Die zweite Peavey Pro-15 - im Test-Aufbau
 
 
 
 
 
Peavey Pro 15-2  Zwei  Reflexrohre  d = 6,0 cm   Länge = 5,0 cm  - das Gehäuse ist bedämpft
__.__.14   Schwarze Kurve : Schwarze Kurve : Die  Reflex-Öffnungen  im Originalzustand.
    Rote Kurve : 2 Stück  6,0 cm  Rohr  je 5,0 cm lang
       



Die zweite Box kling nicht so gut wie die erste, das fällt schon zu hause auf.   Nicht so luftig frei - die Durchsichtigkeit, Helligkeit fehlt. Es klingt Mittenlastiger, unsauberer.  Der Aufbau wurde überprüft - es liegt kein Fehler vor.  Das  jedes Chassis  etwas anders  klingt  ist  klar,  aber  das  jetzt  erscheint  krass. Ich nehme sie mit in den Übungsraum  und  teste sie  gegen  die Erste.
Der Eindruck bestätigt sich - die zweite Peavey  klingt wirklich nicht so gut - enttäuschend. Es kann nur am Horn liegen. Hat dieses Diaphragma auch mal zuviel Strom bekommen ?  Gleichstrommäßig  messtechnisch ist es  Grundsätzlich  o.k. - Aber es ist eben ein  anderes,  älteres, aus einer  anderen Serie.  Da hilft nur das Auswechseln des Diaphragma.  . . . wenn sich doch nur Treiber und Horn trennen ließen . . .

Dennoch - der Sound beider Lautsprecher ist um Längen besser geworden, was ausgiebige Hörtests mit auserwählten, besonders geeigneten CD's bestätigen.  Die Stimme von 'Sade' , das Saxophon des Jan Garbarek oder die Trompete von Til Brönner bzw. die Gesamte CD 'Midnight'.  Natürlich auch im  'normalen' Bandbetrieb  klingen Gesang, Keyboard, Sax  schon deutlich besser, die nervigen Resonanzen sind weg. Stimmen klingen wesentlich angenehmer.  Dieser sehr aufwendig gewordene Umbau hat sich auf jeden Fall gelohnt.  Das letzte Detail kriege ich auch noch hin . . .
 
Das Hochtonhorn der zweiten Box wurde zunächst nicht näher untersucht, weil es ja funktionierte.  Außerdem stand ein Auftritt der Band bevor und die Box wurde mit kleinen Änderungen gegenüber der ersten fertiggestellt.
 
Nachdem wir es dann doch noch geschafft hatten, das Horn vom Treiber zu trennen, wurde ein vorsorglich neues Diaphragma beschafft und das Horn zum Messen mitgenommen.  



Der Impedanzgang : Altes und neues Diaphragma  im  Horn-Treiber - ohne Horn gemessen
28.05.14   Schwarze Kurve : Das alte Diaphragma - Ganz klar zu erkennen, das der Horn-Treiber nicht richtig funktioniert.
    Rote Kurve : Das neue Diaphragma : ein beachtlich perfekter Impedanzgang mit dem neuen Diaphragma.
     




Der Impedanzgang : Neues Diaphragma - ohne Horn und mit Horn gemessen
28.05.14   Schwarze Kurve : Ohne Horn
    Rote Kurve : Mit Horn gemessen: Entspricht ziemlich genau dem Impedanzgang der Pro 15-1
     


Zum Vergleich : Der Impedanzgang des  Mittel- / Hochton-Hornes  der  Peavey 15-1 -  mit anderer Skalierung
xx.xx.14   Schwarze Kurve : Der Impedanzgang der  Peavey 15-1  ist der roten Kurve des neuen Diaphragmas (darüber) doch sehr ähnlich . . .
    Rote Kurve : komplett Entzerrt
     



Es bleibt dabei - die erste  Pro-15  klingt  einfach  besser, also angenehmer  als die zweite  Pro-15.  Deshalb wird  das Filter folgend  genauso  aufgebaut  wie  in  der  ersten.
 

Die Gesamtschaltung der zweiten Version : Peavey Pro-15-2
 
 

 
Im Juli 2014  werden die beiden Peavey's  wieder Live eingesetzt.  Als zweites Lautsprecher-Paar mit eigener Enstufe bei einem 'Open Air' Gig  in Pankow.  Zusätzlich zur Haupt-PA  beschallen sie seitlicher  den Hof.  Angetrieben von einer Yamaha-Endstufe : P-3500  welche  in den Spitzen  2 mal  450 Watt an  4 Ohm  liefern kann.  Ich betreibe  P.A.'s  jedoch nie bis 'Oberkante' - immer sicher  unter dem Clipping-Punkt bleiben. 
Solche Aktionen haben wir jetzt schon mehrfach gemacht.  Die  Peavey Pro-15  tun bestens ihre Arbeit. 
 
 
Es gibt bisher drei Reaktionen auf diesen Bericht  In allen Fällen sind die Horn-Treiber abgeraucht.  Mittlerweile bekommt man ein neues Diaphragma  anscheinend nur noch über einen Anbieter in eBay® wie ich sah.  Schwierigkeiten gab es mit der Beschaffung der hochwertigen Bautelle.  Eine gute Adresse ist hier z.B. die Firma  Intertechnik ®  welche auch einen OnLine-Shop hat.  Per eMail-Kontakt  mit ein paar zusätzlichen Tip's  wurden die Lautsprecher  jeweils erfolgreich modifiziert.
 

 
Last Edit : 20.10.17

 
Ein  'Feedback'  zu diesem Bericht  . . .     eMail : bernhard.bornschein@t-online.de